SONJA GSELL-FAESSER

 ATELIER FÜR BILD UND OBJEKT

Gelebtes Papier 2016


Ein Malprojekt zum Thema Biografiearbeit


Projekt

5 SeniorInnen und 2 Betreuerinnen aus der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Humanushaus treffen sich 6 Mal 1.5 Std. bei mir im Atelier in Ferenberg, um ihren Lebenslauf zu malen.


Wir malen in ca. 10 Jahresschritten wichtige Ereignisse und Erinnerungen aus unserem Leben. Jedes Treffen behandelt einen Abschnitt aus dem Leben, angefangen bei der Geburt. Anstelle von Biografiearbeit sprechen wir während des Projektes vom Lebenslauf. Jeder in der Gruppe erzählt den Anderen von seinen Erinnerungen. Teilnehmer, die nicht sprechen, werden mit Fotos aus ihrem Leben und mit dem Wissen über Eckdaten aus ihrem Leben begleitet.


Wir wählen Deckfarben, die wir auf ein mit Pigmenten und Leinöl gesättigtes, festes A2 Papier, mehrmals übereinander lagernd malen können.Ich stelle verschiedenste Pinsel, Schwämme zum Malen und Schaumgummi zum Stempeln zur Verfügung und die Farbe wird dem Ereignis entsprechend, lasierend oder deckend aufs Papier gebracht. Der Bildträger kann zum Malen jederzeit gedreht, auf die Seite oder den Kopf gestellt werden.


Es wird Schicht um Schicht gemalt und was am Schluss auf dem Bildträger an Geschichte zu sehen ist, entscheiden die Teilnehmer für sich. Ich begleite die Kursteilnehmer einzeln, ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechend. Ich biete auch gestützte Malerei an. Jeder Teilnehmer hat seinen eigenen Arbeitsplatz. Wir besprechen das Projekt bei jedem Treffen. Am Anfang und am Schluss der Stunde schauen wir die Arbeiten aus ein paar Metern Distanz an. Ich erkläre das Ziel des Treffens und zeige den Teilnehmern, wie ich meine Erinnerung  in Malerei umsetze. Ich führe begleitend verschiedene Pinseltechniken und mögliche Herangehensweisen ein, Erinnerung in Farbe und Form zu malen.


Die Umsetzung von Erinnerung in Malerei soll nicht Resultat orientiert sein. Die Begleiterinnen malen auch an ihrem Lebenslauf. Die erzählten und gemalten Ereignisse aus dem Leben der Teilnehmer werden nicht be- oder gewertet.


Die Arbeitsschritte werden nach jedem Treffen fotografisch festgehalten, um zu sehen wie sich das Bild verändert hat und um beim nächsten Arbeitsschritt das schon Gemalte ohne Reue übermalen zu können.